Viertes Netzwerktreffen “Räume des Glaubens eröffnen”
Mit dem Förderprogramm “Räume des Glaubens eröffnen" unterstützt das Zentrum für angewandte Pastoralforschung (zap) in Kooperation mit dem Bonifatiuswerk innovative christliche Projekte in Deutschland, um neue Formen des Kirchseins zu ermöglichen. Zum vierten Mal hat nun am 17. Juni ein Netzwerktreffen mit Projekt- und Kooperationspartner:innen stattgefunden. Das Thema der digitalen Konferenz war “Spiritualität".
Das Treffen startete mit einem Impulsvortrag von Miriam Zimmer, Leiterin des Kompetenzzentrums „Pastorale Evaluation“, und Dr. Andreas Henkelmann, Leiter des Kompetenzzentrums „Pastoralgeschichte“. Dr. Henkelmann erläuterte, dass die vier Eigenschaften, die Kirche auszeichnen und im „großen“ Glaubensbekenntnis von 381 n. Chr. genannt werden (Wir glauben an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche), als ekklesiologischer Verständnishorizont dienen. Wenn man den Aspekt der Heiligkeit herausgreift, könnte man diesen, behutsam übertragen in unsere Zeit, als Spiritualität verstehen.
„Spiritualität ist die Hinwendung zum und das Erleben von Transzendenz und dem Göttlichen“, ergänzt Miriam Zimmer. Das zap-Team hat Innovationszeichen für die Projekte herausgearbeitet: Dazu gehört auch Spiritualität. „Die kirchliche Vitalität steigern“, sei eines der Ziele der Projekte, so Miriam Zimmer. Die Vorgabe für die einzelnen Projekte: Bewegt Menschen dazu, ihre christlichen Werte und Religiosität zu reflektieren und zu praktizieren. Miriam Zimmer erklärte, wie das Team Spiritualität evaluieren kann. Wie kommt in der täglichen Arbeit der einzelnen Projekte Spiritualität vor? Wird ein größerer göttlicher Sinnzusammenhang hergestellt und die Spiritualität nach außen kommuniziert?
Best-Practice-Beispiele
Bei jedem Netzwerktreffen ergänzt eine Vorstellung von Best-Practice-Beispielen die theoretischen Grundlagen. Pastoralreferent Björn Hirsch, von der Tourismuspastoral Rhön, erklärte, wie Spiritualität seine Arbeit beim Projekt „Unterwegs mit dem Lastenrad“ prägt. Natürlich habe seine Arbeit ein katholisches Profil, aber das Team sei ökumenisch aufgestellt. Hirsch begegnet Urlauber:innen – damit sie sich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch erholen. Das Team setzt auf eine nachhaltige spirituelle Erfahrung. Die Urlauber:innen praktizieren Wahrnehmungsübungen und Gebete – diese Praktiken können auch nach dem Urlaub weiter ausgeführt werden. Die Schöpfung wahrzunehmen, das stehe in einem Gebiet wie der Rhön natürlich oben auf der Liste. Spirituelle Angebote und Wanderungen gehören zum Angebot. Das Team komme gerade von einem Glaubenskurs, sagte Björn Hirsch. „Selbstevangelisierung ist der erste Schritt“, erklärte Hirsch in Bezug auf die Spiritualität im eigenen Team.
Moderator Daniel Born vom Bonifatiuswerk stellt der Gruppe als nächsten Gast Michael Knaus, Leitender Pfarrer der Kirchengemeinde St. Luzius Hechingen vom ErzbistumFreiburg, und Luis Weiß, Kirchen- und Jazzmusiker vor. Sie sind vom Projekt “Eremos-Stetten" und haben einen Einblick in die spirituellen Wurzeln, Bestandteile und Stolpersteine in ihrer Initiative gegeben. Bei ihrem Projekte wurde in der Adventszeit 2020 eine temporäre, räumlich-atmosphärische Intervention in der denkmalgeschützten ehemaligen Klosterkirche St. Johannes der Täufer, Hechingen-Stetten, eingerichtet. „Wir wollen spirituelle Erfahrungen ermöglichen“, sagte Knaus.
Arbeit in Kleingruppen
In der anschließenden Kleingruppendiskussion berichteten die TeilnehmerInnen über eigene Erfahrungen mit spirituellen Erlebnissen, Begegnungen und Bausteinen in ihren Projekten. Immer wieder sprachen sie das Verhältnis zwischen intern praktizierter und nach außen sichtbarer spiritueller Praxis in den Projekten an. “Die spirituellsten Momente sind in unserem Projekt oft die Begegnungen mit Fremden", resümierte eine Projektmitarbeiterin aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart. “Mir fällt auf, dass wir in seelsorglichen Projekten uns oft für die Seelen der anderen einsetzen, aber uns nicht um unsere eigenen kümmern. Warum ist das so?", ergänzte eine andere aus dem Erzbistum Berlin.
Die gesammelten Thesen und Fragen werden im neuen Diskussionsforum des Netzwerks “Räume des Glaubens eröffnen" gebündelt. Das nächste Netzwerktreffen ist für Oktober 2021 voraussichtlich in Bochum geplant.
Einen übersichtlichen Flyer zum Projekt “Räume des Glaubens eröffnen" finden Sie hier.