Evaluation von pastoralen Innovationsprojekten im Rahmen einer Förderplattform
Kurzdiagnose: Auf welche Herausforderungen reagiert das Projekt?
In der Katholischen Kirche Deutschlands wird inzwischen an vielen Orten mit temporären Initiativen und Finanzierungen zur Initialisierung von Projekten gearbeitet. Eine Evaluation dieser Projekte findet meist nicht statt. Somit bleibt die Effizienz der Programme unbestimmt und die Möglichkeit aus Fehlern und Erfolgen zu lernen größtenteils ungenutzt. Das Programm „Räume des Glaubens eröffnen“, das in Deutschland vom Bonifatiuswerk getragen wird und in ähnlicher Form auch in den Niederlanden und Belgien stattfindet, schlägt einen anderen Weg ein und setzt die Teilnahme an einer projektbegleitenden Evaluation als Finanzierungsbedingung voraus. Das Fehlen einer routinierten Evaluationspraxis ist Ausdruck einer innerkirchlichen Mentalität, die sich durch eine starke Skepsis gegenüber Evaluation als Methode sowie der Operationalisierbarkeit und Quantifizierbarkeit pastoraler Zielgrößen auszeichnet.
Kooperationspartner: Bonifatiuswerk Laufzeit: Oktober 2019 – Oktober 2022
Projektbeschreibung
Das Projekt lässt sich grob in zwei Teilelemente gliedern: Auf der einen Seite steht die Evaluation der geförderten Projekte, die „Project Level Evaluation“ (ProjectLA). Die klar zu definierenden Ziele der Projekte sowie die Eigenschaften der Projektarbeit werden mit Hilfe eines eigens entwickelten Fragebogens erfasst. Im Fokus steht dabei die Messung des Potentials eines Projekts, zur kirchlichen Vitalität beizutragen. Eine Auswahl von Projekten wird darüber hinaus im Rahmen einer formativen Evaluation mit zusätzlichen qualitativen Methoden der Datenerhebung begleitet. Die Projektgruppen erhalten jeweils ein individuelles Feedback ihrer Ergebnisse. Zur Vernetzung, Fortbildung und Unterstützung der Projektgruppen finden regelmäßige Netzwerktreffen statt, in deren Rahmen die Projektteams etwa an Workshops teilnehmen können, die Kompetenzen für die Projektarbeit vermitteln.
Die zweite Seite des Projekts, die „Program Level Evaluation“ (ProgramLA), untersucht die Gesamtwirkung des Programms sowie den Mentalitätswandel der Katholischen Kirche hinsichtlich der Einstellungen zu Evaluation, Innovation und Effizienz als Techniken und Maximen im Umgang mit kirchlicher Arbeit. Zu diesem Zweck wird eine Zufallsstichprobe des kirchlichen Führungspersonals zur Teilnahme an einem leitfadengestützten Interview gezogen. Die Durchführung und Auswertung dieser Datenerhebung im Abstand von etwa drei Jahren dient der Identifizierung und Rekonstruktion von Einstellungen und Positionen der wichtigsten Entscheider, die den Kurs der Kirche bestimmen. Welche Arbeits-Phasen durchläuft das Projekt?
In der Konzeptionsphase erfolgt die Grundlagenarbeit am Forschungsdesign, die Operationalisierung der Schlüsselkonzepte sowie die Entwicklung aller erforderlichen Instrumente, etwas die Fragebogenkonstruktion und die Aufstellung des Leitfadens.
Die Durchführung des ProjectLA umfasst insgesamt drei Zeitpunkte der Datenerhebung und -rückmeldung, die jedes Projekt durchläuft und die sich an den individuellen Zeitplänen der Projektteams orientieren.
Das ProgramLA besteht aus zwei Wellen der Datenerhebung sowie der –auswertung im Abstand von etwa drei Jahren.
Welche Ereignisse sind im Projektverlauf wichtig?
Zurzeit befindet sich das Projekt noch in der Konzeptionsphase. Ein erster Erfolg war die theologisch fundierte Begründung eines Modells kirchlicher Vitalität, das auf vier Dimensionen pastoralen Handelns, der Professionalität, der Kontextualität, der Intentionalität und Spiritualität beruht. Diese Dimensionen wurden profiliert und operationalisiert, um eine inhaltliche Grundlage und Struktur für die Datenerhebung zu schaffen.
Wo kann man sich über die (Teil)Ergebnisse informieren?
Im Laufe des Jahres 2020 sind insgesamt zwei Artikel in einer soziologischen bzw. kirchlichen Fachzeitschrift sowie die aktive Teilnahme an zwei Konferenzen geplant, in deren Rahmen der Stand der Theoriearbeit und Methodenentwicklung dem Fachpublikum präsentiert werden. In Arbeit ist außerdem ein zap:workingpaper, das sich grundsätzlich mit der Frage beschäftigt, was pastorale Evaluation ist und auf welche internationalen Erfahrungen zu diesem Thema zurückgegriffen werden kann. Die kirchliche Öffentlichkeit wird im Rahmen des zap:kongress im Herbst 2020 über den Zweck der Gründung des Kompetenzzentrums für pastorale Evaluation sowie die grundlegenden Methoden, die internationalen Erfahrungen sowie die theologische Fundierung informiert. Die Ergebnisse des ProjectLA werden den Projektteams jeweils individuell zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird es im Sommer/Herbst 2021, also etwa nach der Hälfte der Gesamtprojektlaufzeit, einen Zwischenbericht sowie im Herbst 2022 den Abschlussbericht der Gesamtergebnisse des ProjectLA und des ProgramLA geben.
Bei Fragen rund um das Thema Pastorale Evaluation, können Sie uns gerne auch über die E-Mail evaluation-zap@ruhr-uni-bochum.de anschreiben.