Einfach kirchlich heiraten. Der Hochzeitsnavigator als Gelegenheit für eine dienstleistende Kirche
Die eigene Hochzeit am heimischen PC vorbereiten!
Kurzdiagnose: Auf welche Herausforderung reagiert das Projekt?
In der katholischen Kirche ist die Trauung ein vergleichsweise beliebtes Sakrament. Heiraten in Weiß, der Gang zum Altar, das intime Ritual, die tiefere Deutung der Hochzeit: noch gibt es für Paare attraktive Gründe, den Kontakt zu Kirche zu suchen und diese Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Aber auch hier lässt sich beobachten, wie veränderte Bedürfnisse und Kommunikationsweisen der Paare mit der Arbeitsweise der Institution kollidieren: Kirche geht auch hier noch zu sehr davon aus, dass man sie findet, wenn man etwas von ihr will. Und das passiert auch: nur landen Paare mit ihren Bedürfnissen immer öfters als institutionelle „misfits“ an Telefonhörern oder in E-Mail-Postfächern kirchlicher MitarbeiterInnen in Ordinariaten und Seelsorgeämtern, auf der Suche nach der Kirche oder dem Priester, oder beidem. Das Projekt setzt sich daher zum Ziel, Kommunikationsformen zu erarbeiten, die die institutionelle Nabelschau gegen eine nutzerorientierte Perspektive eintauscht, sodass Paare in der Erzdiözese Freiburg auch in Zukunft einfach kirchlich heiraten können.
Kooperationspartner: Erzdiözese Freiburg
Barbara Winter-Riesterer, Rektorat Erzbischöfliches Seelsorgeamt Freiburg
Dr. Judith Weber, Abteilung 3 Erwachsenenpastoral im Erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg Laufzeit: Juli2017 – Juni 2021
Projektbeschreibung
“Wie erreichen Menschen aus verschiedenen Lebenswelten die Kirche als Begleiterin an Lebensübergängen (Geburt, Heiraten, Sterben)?"
Diese Frage bildete 2017 den Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit zwischen der Erzdiözese Freiburg und dem zap Freiburg. Als agiles Projekt angelegt diente die erste Projektphase dazu, die Grenzen der Fragestellung auszuloten und den Fokus des Projektes zu schärfen. Aus einem (nutzerorientierten) Design-Thinking-Prozess zusammen mit Expertinnen und Experten der Diözese leitete sich schließlich der konkrete Auftrag des Projektes ab: im Vorfeld einer Trauung soll der Kontakt der Institution zu den Paaren professionalisiert und hierfür ein internetbasierter Produktnavigator entwickelt werden. Letzterer sollte drei Kriterien erfüllen: (1.) er muss nach den kommunikativen „Spielregeln“ des 21. Jahrhunderts auffindbar sein und operieren, (2.) er sollte die Angebote rund um eine kirchliche Trauung besonders auch für kirchlich „ungeübte“ Paare einladend und verständlich darstellen und (3.) er muss Paaren einen tatsächlichen Mehrwert bieten: im Hinblick auf die Auswahl einer Hochzeitskirche und eines Trauassistenten, sowie bei der Erstellung von Formularen/Lizenzen zur Klärung kirchenrechtlicher Erfordernisse.
Leitend waren hierbei vor allem zwei Überzeugungen:
Der Mehrwert von kirchlichen Dienstleistungen durch Informations- und Kommunikationstechnologien erschöpft sich nicht in einer simplen Oberflächenpolitur, sondern hilft vielmehr, das Eigentliche – Haltungen (Wer wollen wir für die Paare sein?) und Inhalte (Was wollen wir, dass Paare über unsere Angebote erfahren?) – wieder in den Vordergrund zu stellen.
Eine Kirche, die Sakramente als Zeichen der vorbehaltlosen und unverfügbaren Liebe Gottes (Bettina-Sophia Karwath) ins Zentrum ihres Handelns stellen möchte, setzt sich dafür ein, gerade kirchlich „ungeübten“ Paaren ein Angebot zu machen, das ihre Sprache spricht und ihre Bedürfnisse ernst nimmt.
Seit September 2018 wurden in der zweiten Phase des Projektes der Inhalt des Navigators sowie ein Navigator-Dummy zur besseren Veranschaulichung entwickelt. Hiermit stellte sich das Projektteam im Dezember 2018 erfolgreich dem Erzbischöflichen Offizialat vor, sodass seit Januar 2019 die technische Realisierung erarbeitet werden konnte. Das Projektteam hat sich für das Format einer Website entschieden; soziale Netzwerke sollen als gateways zur Website genutzt werden. Seit Juli 2019 ist eine Webdesign-Agentur beauftragt, den Hochzeitsnavigator technisch und graphisch umzusetzen.
Zwischen Februar und Juni 2019 wurde das Projekt zudem in interessierten Dekanaten der Erzdiözese Freiburg vorgestellt, mit dem Ziel, zwei Dekanate für einen dreimonatigen Testlauf der Website zu gewinnen. Die Resonanz dieser Treffen war so gut, dass das Projekt mit vier Dekanaten (Freiburg, Mannheim, Mosbach-Buchen, Rastatt) an den Start gehen konnte.
Die verbleibende Projektdauer dient dazu, die Erfahrungen rund um die Nutzung des Hochzeitsnavigators zu evaluieren, sowie eine Verbreitung des Angebots in der Erzdiözese Freiburg zu fördern und zu begleiten.