Klerikalismus und Liturgie: Eine Fachtagung der Deutschen Bischofskonferenz
Am 28.-29.10.2020 fand die Fachtagung „Gottesdienst und Macht. Klerikalismus in der Liturgie“ statt, die von der Deutschen Bischofskonferenz veranstaltet wurde. Mit dabei war auch Dr. Benedikt Jürgens, Leiter des Kompetenzzentrums “Führung" des zaps.
Wegen der steigenden Infektionszahlen wurde die Tagung im Online-Format durchgeführt, was ihr nicht geschadet habe, berichtet Jürgens. “Die digitalen Möglichkeiten wurden intelligent genutzt. Insbesondere der Chat wurde von den rund 200 Teilnehmer:innen intensiv zu einem engagierten und anspruchsvollen Begleitgespräch genutzt, das durch die aufmerksamen Publikumsanwälte klug wieder in die Diskussion der Referent:innen eingespeist wurde. Das Format erhöhte die Partizipationsmöglichkeiten im Vergleich zu normalen Präsenzveranstaltungen enorm", so Jürgens.
Insgesamt zeichnete sich die Fachtagung durch ein hohes fachliches Niveau, methodische Vielfalt, ökonomische Offenheit und produktive Kontroversen aus. Im Zentrum der Diskussion stand die Frage nach den Unterschieden zwischen den liturgischen Rollen. Jürgens meint: “Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop brachte es auf den Punkt, indem sie die Privilegierung der Priesterrolle in der Liturgie hinterfragte: ‘Das sind wir gewohnt. Das finden wir normal. Aber es ist weder selbstverständlich noch alternativlos, wenn man sich vor Augen führt, dass alle Gläubigen durch Taufe und Firmung zu einem heiligen Priestertum geweiht wurden.'"
Der zap-Leiter des Kompetenzzentrums selbst bot einen Workshop mit dem Titel „Das Heilige und die Macht. Kirchliche Entscheidungsmodelle und ihre Inszenierungen“ an. “Es wurde deutlich, dass die kirchliche Tradition breites Anschauungsmaterial dafür bietet, dass und wie die Kontingenz von Entscheidungsprozessen sichtbar und nachvollziehbar gemacht wurde und welche Faktoren Entscheidungen beeinflusst haben", so Jürgens. Aus der kirchlichen Tradition entwickelte er Qualitätsindikatoren, die bei kirchlichen Entscheidungsprozessen Berücksichtigung finden sollten.