Das Ende des Berufs? Geschichte, Gegenwart und Zukunft der pastoralen Erwerbstätigkeit
Das zap möchte Sie zu einem Fachgespräch am 4. und 5. September 2023 einladen, im O-Werk der Ruhr-Universität Bochum. Das Thema: Das Ende des Berufs? Geschichte, Gegenwart und Zukunft der pastoralen Erwerbstätigkeit.
Das Ende des Berufs
Im Jahr 2022 ist der Bevölkerungsanteil an Christinnen und Christen in Deutschland erstmals unter 50% gefallen. Der schon seit einigen Jahrzehnten verlaufende Entkirchlichungstrend wird sich fortsetzen. Das kirchliche Selbstverständnis als Institution erodiert. Sie muss sich als Organisation neu einrichten. Das wird auch daran sichtbar, dass alle pastoralen Berufe an deutlichem Nachwuchsmangel leiden.
Das bedeutet unter anderem, dass kirchliche Anstellungs- und Erwerbslogiken neu zu bedenken sind. Hatte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts für pastorale und seelsorgliche Tätigkeiten bei Gemeinde- und Pastoralreferent:innen eine Orientierung am beamtenähnlichen (Ausbildungs-)Beruf als idealerweise lebenslangem Erwerbstätigkeitskonzept gefestigt, steht heute neu und anders infrage, woran sich die Beschäftigungsfähigkeit und -bereitschaft (Employability) von kirchlichem Personal in Seelsorge und Verkündigung entscheidet.
Krise des Berufs
Damit reiht sich die Situation kirchlicher Berufe in eine allgemeinere „Krise des Berufs“ ein. Einen Beruf als dauerhafte Erwerbstätigkeit in der Folge einer standardisierten Berufsausbildung auszuüben und dabei als Teil einer Gruppe gleich qualifizierter Berufsträger:innen einen fachlich abgegrenzten Expert:innenstatus einzunehmen, ist heute für viele nicht mehr das zentrale Lebensideal, das in einer „Berufsgesellschaft“ der deutschen Nachkriegsgesellschaft der 50er Jahre geprägt wurde. Geschätzt wer-den heute demgegenüber von vielen gerade jungen Berufstätigen fluide wie kurzfristige, sinn-, team- und projektbezogene Tätigkeitsprofile.
Unternehmen und Organisationen reagieren auf diesen Wandel, indem sie verstärkt die Employability zum Kriterium über eine Einstellung machen und nicht die Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe oder Profession. Damit bekommen Anstellungsverhältnisse einen stärkeren (kurzfristigen) Tätigkeitsbezug und schwächeren (langfristigen) Qualifikationsbezug.
Die verbindende Frage des Fachgesprächs lautet: Kann oder muss sich die katholische Kirche für diese Transformationsprozesse der Gegenwart öffnen? Und falls ja, was bedeutet das für die bestehenden Seelsorgeberufe? Ist eine Anpassung oder Veränderung möglich? Inwiefern können die Transformationsprozesse im Zuge einer Neuformatierung pastoraler Beruflichkeit zu einer theologischen Schärfung des Verständnisses pastoraler Praktiken beitragen? Oder bedeutet diese Herausforderung einen radikalen Abbruch, also schlicht das schleichende Ende der Seelsorgeberufe, so wie sie sich in den letzten fünfzig Jahren entwickelt haben? Zur Beantwortung dieser Fragen sollen historische, bildungswissen-schaftliche und pastoraltheologische Perspektiven miteinander vermittelt werden.
Wir freuen uns, wenn wir Sie im O-Werk begrüßen können.
Kontakt und Anmeldung
Prof. Dr. Andreas Henkelmann (andreas.henkelmann@ruhr-uni-bochum.de) Dr. Andree Burke (a.burke@posteo.de)
Programm (Arbeitstitel)
Prof. Dr. Andreas Henkelmann ist einer der Veranstalter der Tagung.